Armes Tier, ich habe dich benutzt,
hab mich groß gefühlt, weil du so klein warst.
Du hast dich auf deine Art geschützt,
mich gemieden, gebissen und gekratzt.
Ich war selbst ein ziemlich kleines Wesen,
war oft einsam und allein bei uns zu Haus,
konnte mich nicht wehren gegen all die Großen.
Meinen Frust darüber ließ ich an dir aus.

 

Armes Tier, ich habe dich gequält,
hab dich angeschrien, wenn ich gekränkt war.
Du hast mir auf deine Art erzählt,
dass ein Tier sich bald dagegen wehrt.
Ich war auch ein ziemlich kleines Wesen,
war oft traurig und fühlte mich allein,
wusste nicht, warum ich so gemein war,
deinen Kummer wollte ich nicht sehn.

 

Armes Tier, ich habe viel gelernt,
ich hab eingesehn, dass es verkehrt war,
dich in meinem Zimmer einzusperrn
und mit deinen Ängsten nur zu spieln.
Erst viel später konnte ich erkennen,
dass du mich zum Leben gar nicht brauchst.
In der Freiheit wirst du selber finden,
was du magst und wem du nicht vertraust.

 

Text und Musik: Jutta Riedel-Henck

Leicht bearbeiteter Auszug der CD-Aufnahme als mp3-Datei